Es war einmal, noch vor Social Media, als ich als PR-Praktikantin in einem Konzern war … Wir aus der Pressestelle konnten das damals aus dem Effeff: dem Redakteur einen verwendungsfertigen Text servieren, den er selbst haargenau so geschrieben hätte. Gekonnt angepasst an alle journalistischen Konditionen.
Die anderen Abteilungen des besagten Konzerns bekamen jeden Text zur Freigabe. Und versuchten jedes Mal, hier und da ein bisschen „Brand Voice“ in die Pressemitteilung zu schmuggeln.
Früher war nicht alles besser …
Uns aus der Presseabteilung sträubten sich kurz die Haare und dann hielten wir den üblichen Monolog 🙂 : „Das ist zu subjektiv/wertend/werblich für die Pressemitteilung. Das schmeckt unserer Zielgruppe nicht.“
Weiter hieß es: Der Produktname ist eingetragene Marke? Tut für unseren Text leider nichts zur Sache, denn das © ist kein offizielles deutsches Wort. Macht sich in der Pressemitteilung nicht so gut.
Der Firmenname schreibt sich immer in Großbuchstaben und fett? Im Fließtext leider nicht, denn Versalien verbietet der DUDEN in diesem Fall. Auch wenn es das Branding so vorschreibt. Und die Brigitte druckt das eh nicht … ebenso wenig wie die anderen Zielmedien. Oder habt Ihr das schon mal in einem redaktionellen Bericht gesehen?
Wie Spielverderber kamen wir uns vor, aber das Ziel, erfolgreich abgedruckt zu werden, war uns Befehl. 🙂
Zielgruppengerecht schreiben: In den USA heißt das Copywriting
Heutzutage müssen wir alle so texten, dass es den Leser packt. Und zwar vom ersten Wort an. Zu groß ist das Informationsangebot. Für den Leser muss auf den ersten Blick klar sein, was er davon hat, wenn er weiter liest. Was der Mehrwert für ihn ist. Denn sonst scannt sein Auge weiter. In den USA heißt das Copywriting. Ein Thema, zu dem es im Englischen mehrere große Blogs, Tutorials und Online-Kurse gibt. Zielgruppengerechtes Schreiben findet daher jetzt in allen Texten statt: auf Webseiten, in Broschüren, Social-Media-Posts und Unternehmensfilmen.
Wir „Von-Haus-aus-PRler“ freuen uns über diese Entwicklung! Und sagen auch Euch voller Überzeugung: Wir verfassen Texte nicht für unsere Kunden, sondern für deren Zielgruppen. Weil es dann auch unseren Kunden am besten schmeckt.
Welche „Unschreibweisen“ habt Ihr in Eurer Karriere erlebt? Lasst uns alte Zeiten Revue passieren. Schreibt es uns jetzt im Kommentar.