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Gibt Impulse: Kochbuch von Sternekoch Tim Raue

Wer fällt Euch ein, wenn Ihr an deutsche Sterneköche denkt? Frank Rosin, Björn Freitag, Nelson Müller? Richtig, diese Herren – die auch als TV-Köche die Löffel schwingen oder Kollegen coachen – haben sich einen Stern am Gourmethimmel erkocht. Aber es gibt noch andere deutsche Köche, die ebenso am Herd brillieren, aber bisher wenig im Fokus der Medien standen und so nur einem Kreis von Insidern und Foodies ein Begriff sind. Einer von ihnen ist Tim Raue.

Aufsteiger des Jahres

Tim Raue wurde in Berlin-Kreuzberg geboren und mit gerade 23 Jahren Küchenchef in einem der besten Berliner Restaurants, dem „Rosenbaum“ (das es heute leider nicht mehr gibt). 1998 erhielt er vom „Feinschmecker“ den Titel „Aufsteiger des Jahres“. Der Gault&Millau kürte ihn 2007 zum Koch des Jahres, vom Guide Michelin erhielt er 2012 zwei Sterne für sein Restaurant Tim Raue. Die „The World’s 50 Best Restaurants“-Liste setzte den Chefkoch jüngst auf Platz 34 als bester deutscher Koch. Was für eine Ehre!

My Way

Gründe und Anlässe genug, um ein neues Kochbuch zu lancieren: „My Way“ heißt das Werk mit 70 Rezepten zu edlen, modernen Vorspeisen & Snacks, DimSum, Fisch, Meerestieren, Geflügel, Fleisch, Desserts und Grundideen zu Fonds und Soßen. Sehr inspirierend ist das ausführliche Kapitel über eine Reise durch das kulinarische Singapur – persönlich begleitet, gespickt mit fachkundigen Texten, exklusiv fotografiert und inszeniert. Schick, schön, stylish.

36 Boys

Besonders intensiv und interessant ist der große autobiografische Teil des Buches. Raue erzählt sehr ehrlich und kritisch von seinen Höhen und Tiefschlägen. Besonders seine rebellische Jugendzeit als Mitglied der gewaltbereiten Jugendgang „36 Boys“ beschreibt Raue eindrucksvoll. In „My Way“ begleiten wir Raues Leben und seine große Karriere von Kindesbeinen an. Wir sehen viele bisher unveröffentlichte Bilder.

Vorbild-Funktion

Was wäre aus Raue geworden, wenn er nicht die Leidenschaft fürs Kochen entdeckt hätte? Berlins populärer Ex-Bürgermeister Klaus Wowereit schreibt im Vorwort des Buches, dass Raue „aus der Gosse“ kam und dort durchaus auch eine „Karriere“ der anderen Art hätte haben können. Doch zum Glück ist genau das Gegenteil passiert – das macht Raue nicht nur zum ruhmreichen Sternekoch, sondern auch zum Vorbild vieler Jugendlicher und junger Menschen, die nicht unter dem hellsten Stern geboren wurden. Als besonders sympathisch empfanden wir die letzten Seiten des Buches: die herzliche Danksagung von Tim Raue an sein Team, seine Lieferanten und Wegbegleiter.

Unser Fazit: Definitiv das persönlichste Kochbuch eines Sternekochs in 2017! Für Freunde der feinen Gourmet-Küche sowie Raue-Fans ein Muss.

Food-Fotos: Joerg Lehmann
Portrait-Fotos: Nils Hasenau

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